Meine Gedanken zu verschiedenen Themen rund um die Welt der Hunde

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21.02.2023

Kastration von Rüden und Hündinnen

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Kastration von Rüden und Hündinnen

Ein spannendes Thema, um das ich mich lange gedrückt habe, weil es echt die Gemüter erhitzen kann, denn wir Menschen gehen damit unterschiedlich um.
Die Einen machen es einfach bei Ihrem Hund, die Anderen zerbrechen sich den Kopf.

Auch ich gehörte bei meinem Seelenhund Freddy zu den Menschen die nicht nachgedacht haben, die nicht hinterfragt haben. Ich habe mal „blind“ vertraut was Andere gesagt haben.

„Petra, wenn Du nicht züchten willst, kastrier Ihn doch. Dann bleibt er bei Dir, rennt nicht läufigen Hündinnen über die Straße hinterher“

Da damals, an unserem Hof, eine Straße direkt entlangführte, auf dem die Autofahrer wie bekloppt fuhren, und uns alleine im ersten Jahr 4 Katzen von uns totgefahren haben, war die Entscheidung schnell getroffen, denn alleine die Vorstellung, mein Freddy würde von einem Auto überfahren werden, brach mir das Herz.

Also, ab zum Tierarzt, und schnipp schnapp Eier ab.

Heute kann ich sagen, dass sowohl Freddy als auch ich echt Glück gehabt haben. Das hätte nämlich auch einen bösen Schuss nach hinten geben können. Aus heutiger Sicht und mit meiner heutigen Erfahrung und mit meinem heutigen Wissen, würde ich es nicht noch einmal machen, denn ich habe leider leidvoll bei meiner geliebten Flocke erkennen müssen, was eine Kastration mit einem Hund anrichtet. Zu Flocke dazu später mehr.

Wer kennt es nicht, der liebe Dobermann, schön kopierte Ohren und Rute. Wenn man ein solches Exemplar heute unterwegs sieht, denkt man es sich, und wenn man extrovertiert genug ist, und den Mund auf macht, weißt man den Besitzer darauf hin: „das verboten ist!“

Der Hinweis an der Stelle ist generell richtig, denn es fällt unter den §6 des Tierschutzgesetzes! Aber was sagt dieser Paragraph eigentlich genau aus?  Nach § 6 Tierschutzgesetz fällt die Kastration von Hunden (männlichen und weiblichen) ebenso wie das Kupieren von Ohren und Ruten sowie das Entfernen der Wolfskrallen unter das Amputationsverbot und darf nur bei Vorliegen von medizinischen Gründen vorgenommen werden.

So, und nun mal Hand aufs Herz! Was sind die häufigsten Gründe für Kastrationen?

Besitzer von Rüden, klagen über das ziehen an der Leine, das Jaulen, am Zaun laufen, weil Pfiffi so einen tollen Duft in die Nase bekommen hat, dem er nur zu gerne nachgehen möchte. Hmm das riecht so gut.

Die Besitzer von Hündinnen stört es, dass Ihre Hündin in der Regel 2x im Jahr während Ihrer Läufigkeit blutet. Hinzu stört es sie, wenn Ihre Hündin die berühmten „Standtage“ hat, dass sie sich dann nicht so frei bewegen können, wie sonst. (Ich meide in dieser Zeit einfach stark frequentierte Spazierwege, habe natürlich auch den Vorteil, dass wir ein wirklich großes Areal haben, und somit ich an den Standtage nicht spazieren gehe mit der Dame. Eine Möglichkeit ist, dass Eure Hündin ein Höschen trägt. Das ist wirklich kein Drama). Unsere Ladies neigen natürlich zu Stimmungsschwankungen. Vielleicht macht auch der ein oder andere Rüde das Grundstück unerlaubterweise unsicher. Die Nachbarsrüden „jaulen“, und das Konzert geht allen Menschen im näheren Umfeld auf die Nerven.

Hinzu kommt gerade in der Pubertät an sich der Tatbestand hinzu, dass die Jungs und Mädels ja eh komplett auf halb 8 sind, und einmal so richtig durch den Wind sind.

Ja, das kann verdammt anstrengend sein!

ABER, wusstet Ihr das nicht vorher? Warum muss das Tier für die „Bequemlichkeit“ des Menschen grade stehen? Warum wir das Tier in seiner Lebensqualität so dermaßen eingeschränkt?

Wir Frauen unterliegen auch Stimmungsschwankungen, wenn wir unsere Tage haben! Und wer es nicht freiwillig zugibt, kann seinen Mann mal fragen, wenn er sich traut die Wahrheit zu sagen. Und wer von uns kann sagen, dass er in der Pubertät ein Engel war? Ein jeder der seine Eltern fragt, kann sich in den schillerndsten Farben die Storys von Damlas anhören, was wir so alles „verzapft“ haben, als unsere Hormone komplett verrückt gespielt haben. Und? Haben unsere Eltern uns kastriert? Nein! Haben wir unsere Kinder kastriert? Gott sei Dank gibt es so etwas nicht für den Menschen, man hatte doch die ein oder andere Situation, da war die Verlockung doch groß. Aber, wir haben es alle letztendlich überlebt, und sind erfolgreich durch die eigene Pubertät und die unserer Kinder gegangen.

Da frage ich mich also, warum werden so viele Hunde kastriert, und warum gerade in der Zeit der Pubertät? Es liegt doch einzig und allein an der Bequemlichkeit von uns Menschen. Wir erhoffen uns, dass Alles einfacher wird, Pfiffi wieder hört, vernünftig an der Leine geht, Pfiffi wieder bei der Sache ist. Aber liegt das Hauptproblem nicht am Ende der Leine, und machen wir Menschen es uns da nicht ein bisschen einfach an der Stelle?

Ich streite nicht ab, dass es medizinische Gründe gibt, die eine Kastration leider nötig machen, und kein Weg daran vorbei geht, aber es hat Folgen.

Und hier an der Stelle komme ich zurück zu meiner geliebten Flocke.

Flocke hatte im Januar 2022 bei der Geburt Ihrer Welpen Komplikationen. Ein Welpe lag tot so „beschissen“ in Ihrem Geburtskanal, dass kein rankommen war. Also blieb uns nichts anderes übrig als einen Kaiserschnitt durchzuführen. Die OP war wirklich dramatisch, und es drohte, dass wir Flocke verlieren. Während der OP stellte sich ebenfalls heraus, dass die Gebärmutter irreparable war, und entfernt werden musste. In diesem Zuge wurden auch gleich die Eierstöcke (ohne mein Wissen) entfernt.

Nachdem Flocke sich von der OP erholt hatte, die Welpen aufzog, beobachtete ich Veränderungen im meiner Punktebande. Flocke war in der Hierarchie bis dato relativ oben unter Motte angesiedelt. Mit der Kastration, waren Ihre Hormone weg!

Es war alles andere als schön, mit anzusehen, wie dieser Hund in der Hierarchie nach unten rutschte, aus Angst bestand, sich ganz klein und unterwürfig machte, und sich einpisste, wenn die anderen Hündinnen kamen, die sonst unter Ihr angesiedelt waren. Attacken gegenüber Flocke gingen einher, Verletzungen an Ohren, Bisswunden an den Beinen… Schön ist was anderes. Erst dann erfuhr ich, dass Flocke „komplett“ ausgeräumt wurde! Also, alles was die Hormonproduktion anging, war weg. Der Service wurde somit eingestellt, und die Erklärung, warum alles so passierte, wie es passierte war da.

Ihr seht, für Flocke hatte es weitreichende Folgen, hormonell nicht mehr von den Anderen wahrgenommen zu werden!

Das will ich Euch damit sagen? Überlegt Euch bitte, egal ob Hündin oder Rüde, ob Ihr sie wirklich kastrieren wollt. Geht wirklich in Euch und fragt euch, ob das Verhalten, welches Euer Hund an den Tag legt, eine Phase ist, die vorbei geht, und die Ihr gemeinsam meistern werdet.

Seinen Hund zu kastrieren aus Bequemlichkeit sehe ich als falschen Ansatz, und nicht fair dem Hund gegenüber, mal abgesehen davon, dass es von Gesetzes wegen illegal ist! Denkt bitte daran, den Tieren fehlen schlicht und ergreifend anschließend Ihre Hormone, die für so viele einwandfrei Abläufe in Ihrem Körper verantwortlich sind.

Wenn es Euch um die reine Tatsache geht, dass Ihr keine unkontrollierte Vermehrung wollt, dann zeiht bitte eine Sterilisation in Betracht (dazu werde ich einen separaten Betrag schreiben)

Ich möchte hier an der Stelle kein Miesepeter sein, darum werde ich hier auch aufführen, was durchaus gute, medizinische Gründe für eine Kastration sind, genauso aber die Nachteile einer Kastration aufführen.

Nachteile, die eintreten können:
Bei Hündinnen ist die Kastration ein noch tiefgreifender Eingriff als bei Rüden. Sie ist daher mit größeren Schmerzen verbunden, es ist schließlich eine Bauchoperation.
Frühe Kastration stört biologische Entwicklung -Die Pubertät ist auch bei Hunden ein wichtiger biologischer Prozess, der nicht unterbunden werden sollte. Gerade Hündinnen erleben nach der ersten Läufigkeit einen starken, geistigen Entwicklungsschub.
Ein weiterer Nachteil der Kastration: Kastrierte Hunde nehmen meist zu und neigen eher zu Übergewicht. Das liegt daran, dass sich ihr Stoffwechsel verändert und kastrierte Hunde einen anderen Nährstoffbedarf haben.
Gerade kastrierte Hündinnen großer Rassen haben ein höheres Risiko eine Harninkontinenz zu entwickeln als kastrierte Hündinnen unter 20 kg. Das ist ein großer Nachteil der Kastration.
Ein weiterer Nachteil der Kastration ist, dass Hündinnen bestimmter Hundetypen mit gesteigerter Aggression auf andere Hündinnen reagieren können. Vor allem Rassen mit angeborenem Schutztrieb oder Hündinnen mit Tendenz zu Sozialunterverträglichkeit sind gefährdet.
Medizinisch kein Problem, aber ein „Schönheitsfehler“ ist, dass kastrierte Hunde mit langem Fell ein Welpen Fell entwickeln können. Die Unterwolle überwuchert das glänzende Deckhaar, das Hundefell wirkt struppig und stumpf. Das Welpen Fell tritt häufiger bei kastrierten Hündinnen als bei kastrierten Rüden auf.
Die fehlenden Sexualhormone wirken sich stark auf Wesen und Verhalten aus. Hündinnen zum Beispiel spielen weniger und entwickeln oft ein teilnahmsloses, fast depressives Verhalten.
Rüden riechen anders und werden von Artgenossen oft als weiblich wahrgenommen, was Stress verursachen kann. (darum “rammeln intakte Rüden kastrierte Rüden). Bei beiden Geschlechtern kann das Selbstbewusstsein leiden, was die Tiere oft ängstlicher und weniger gelassen macht. Manche werden aggressiver.
Kastrierte Hündinnen leiden mehr als 5 mal häufiger an Tumoren des Herzens (vor allem Tumore, die vom Blutgefäßsystem ausgehen) im Vergleich zu intakten Hündinnen.
Bei Hündinnen die vor dem vollendeten ersten Lebensjahr kastriert wurden, zeigte sich in 3-mal mehr Fällen ein Riss des Kreuzbandes.
Die Kastration konnte als eines der Hauptrisiken für die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion belegt werden. Diese Ergebnisse sind nicht verwunderlich, entfernt man dem Hund doch eine Hormondrüse.

Medizinische Gründe, die für eine Kastration sprechen können:

Die Kastration des Rüden kann ausfolgenden Gründen Sinn machen:
Hodenhochstand -Bei Hunden mit Hodenhochstand sind die Hoden nicht in den Hodensack abgestiegen. Der einseitig oder beidseitig bestehende Hodenhochstand (medizinisch Kryptorchismus) sollte mit einer Kastration behandelt werden. Zum einen neigen im Körper verbliebene Hoden dazu tumorös zu entarten. Zum anderen ist dieser Zustand vererbbar, daher ist es ratsam ungewolltem Nachwuchs vorzubeugen.
Prostataerkrankungen -Ähnlich dem Menschen leiden auch ältere Rüden häufig unter Prostataveränderungen, zum Teil treten diese bereits in jungen Jahren auf. Eine Größenzunahme der Prostata kann beim Hund Schwierigkeiten beim Kotabsatz hervorrufen, der Urinabsatz wird meist weniger stark beeinflusst. Diese Schwellung der Prostata wird durch die männlichen Sexualhormone hervorgerufen. Eine Kastration führt daher zur Verkleinerung des Organs.
Tumore - Hodentumore treten gelegentlich bei älteren Rüden auf. In einigen Fällen bilden diese Tumore auch Hormone, die den Körper negativ beeinflussen. Hodentumore neigen nur sehr selten zur Metastasierung. Eine Kastration ist jedoch wichtig um hormonelle Entgleisungen zu behandeln.
Perianal Tumore (Tumore um den After) werden durch Testosteron beeinflusst. Die Wahrscheinlichkeit der Heilung durch eine operative Entfernung des Tumors kann durch die zeitgleiche Kastration gesteigert werden.
Perianal Hernie - Der Dammbruch (medizinisch Perianal Hernie) kommt fast ausschließlich beim unkastrierten Rüden vor. Grund ist einer Erschlaffung des Bindegewebes im Bereich des Damms. Muskelschichten weichen auseinander und innere Organe (wie zum Beispiel Darm, Harnblase oder Prostata) können in den Bruchsack eintreten. Dieser Zustand ist für betroffene Patienten sehr schmerzhaft. Die Kastration ist neben dem Verschluss des eigentlichen Dammbruchs obligatorisch um ein Wiederauftreten zu verhindern.

Die Kastration der Hündin kann ausfolgenden Gründen Sinn machen:
Pyometra Die Gebärmuttervereiterung- der Hündin kann ein lebensbedrohlicher Zustand sein. Konservative Behandlungen (d.h. durch Medikament) sind häufig nicht ausreichend. Die chirurgische Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter rettet betroffenen Tieren meist das Leben.
Wiederkehrende Scheinschwangerschaften mit starker Verhaltensveränderung -Die Scheinträchtigkeit ist etwas Normales und findet sich in variabler Ausprägung bei jeder Hündin etwa zwei Monate nach der Läufigkeit. Einige Hündinnen leiden jedoch stark unter dem Hormoneinfluss. Sie können apathisch wirken, nicht mehr richtig fressen oder Spielzeuge aggressiv verteidigen. Es besteht die Möglichkeit diesen Zustand medikamentös zu behandeln. Kehren diese Verhaltensänderungen jedoch häufig wieder oder sind sie von besonders schwerem Ausmaß, dann wird zu einer Kastration geraten.
Tumore - Tumore an Eierstock oder Gebärmutter sind in der Regel gut durch eine Kastration behandelbar. Befindet sich ein Tumor in einem der beiden Organe würde man auch das andere Entfernen um weiteren Problemen vorzubeugen. Tumore an Eierstock und Gebärmutter sind jedoch bei Hunden eher selten anzutreffen.
Scheidenvorfall - Der Läufigkeitsprolaps oder Scheidenvorfall bei läufigen Hündinnen gehört zu den Erkrankungen, bei denen eine Kastration notwendig ist. Durch die Einwirkung des Läufigkeitshormons Östrogen schwillt die Scheidenschleimhaut an. Bei einigen wenigen Hündinnen ist diese Schwellung so stark, dass geschwollenes Scheidengewebe aus der Scheide heraushängt. Diese Gewebe ruft Schmerzen bei den betroffenen Hündinnen hervor. Ein Scheidenvorfall tritt bei jeder Läufigkeit erneut auf, daher ist eine Kastration unumgänglich.
Krankheiten, die durch die Sexualhormone beeinflusst werden- Einige Erkrankungen werden stark durch das Wechselspiel der Sexualhormone beeinflusst. Eine Kastration kann in folgenden Fällen helfen Krankheiten zu heilen oder diese einfacher behandelbar zu machen. Zu diesen Erkrankungen Zählen (nur Hündinnen)

Diabetes mellitus 
Scheidentumore
Seltene hormonell bedingte Hauterkrankungen

Ich kann keinem von Euch vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Ich kann euch nur bitten kritisch im Interesse Eures Lieblings abzuwägen, was richtig und was falsch ist, und das Wohl Eures Lieblings nie aus dem Auge zu verlieren. Stellt bei der letztendlichen Entscheidung bitte Eure eigenen Belange an 2. Stelle. Und denkt bitte immer da ran, die Pubertät geht wie bei Euch selbst damals vorbei, und ich weiß es von meinen Hunden nun zu genüge, es spielt sich alles ein, wenn die Hormone eingespielt sind.

Wer sich tiefergehend mit der Thematik beschäftigen möchte, dem lege ich das Buch “Kastration und Verhalten beim Hund” von Sophie Strodtbeck und Udo Gansloßer ans Herz. Sehr aufschlussreich erklärt, was gerade hormonell bei einer Kastration passiert und welche Auswirkungen es auf unsere Lieblinge hat.

Wenn Euch der Beitrag gefallen hat, hinterlasst mir ein Kommentar oder Herzchen.

Danke

Alles Liebe

Petra

Admin - 01:49 @ Allgemein, Gesundheit | 2 Kommentare

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