Der zauberhafte langhaarige Dalmatiner – eine vergessene Schönheit
Es ist mittlerweile vielen bewusst, dass Dalmatiner nicht nur in der klassischen Kurzhaarvariante existieren, wie sie vom Fédération Cynologique Internationale (FCI) standardisiert wurde. Doch wusstest du, dass es diese wunderschönen Hunde auch in einer eleganten Langhaarvariante gibt? Diese seltenere Form gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit, auch wenn sie hier in Europa nur vereinzelt vorkommt.
Dass der langhaarige Dalmatiner bei uns kaum bekannt ist, liegt wohl daran, dass der FCI ihn nie offiziell anerkannt hat. Dadurch konnte sich diese besondere Variante in Europa nie wirklich durchsetzen. Doch in anderen Teilen der Welt, wo der FCI keine Rolle spielt, gehört der Langhaardalmatiner längst zur liebenswerten Vielfalt dieser alten und edlen Rasse.
Ein erster Blick in die Geschichte der Langhaarigkeit
Die Langhaarigkeit beim Dalmatiner ist keine neue Entdeckung, sondern wurde schon 1982 im Buch „Dalmatians in Canada“ von Dr. John H. und Monica Brooks erwähnt. Dort liest man auf Seite 11 von einer außergewöhnlichen Hündin aus der berühmten Familie Leakey, die für ihre archäologischen Expeditionen bekannt ist. Hier wird berichtet:
„You will see in Plate 34 a true ‘longhaired’ Dalmatian owned by the Leakey family of anthropological fame. This bitch whelped short haired pups but a generation later a long haired dog appeared again. Examination of the pedigree of this dog leaves no room for doubt, that this is a genuine mutation in a purebred line.“
Oder auf Deutsch:
„Auf Tafel Nr. 34 sehen Sie einen echten ‚langhaarigen‘ Dalmatiner, der der anthropologisch berühmten Familie Leakey gehört. Diese Hündin brachte kurzhaarige Welpen zur Welt, aber eine Generation später tauchte erneut ein langhaariger Hund auf. Die Prüfung des Stammbaums dieses Hundes lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine echte Mutation in einer reinrassigen Linie handelt.“
Die Leakeys – Dalmatinerliebhaber mit Herz und Seele
Die Leakeys, allen voran Mary Leakey, eine der bedeutendsten Paläoanthropologinnen des 20. Jahrhunderts, hatten eine innige Verbindung zu Dalmatinern. Mary wurde 1913 in London geboren und zog 1933 mit ihrem Mann Louis Leakey nach Ostafrika, wo die beiden jahrzehntelang Spuren unserer menschlichen Vorfahren erforschten. Ihre Liebe zu Dalmatinern begleitete sie dabei stets, wie sie selbst auf Seite 293 des Buches schildert:
„As to the long-haired strain: We only had one bitch, but one of her grandsons also turned out long-haired. Owing to various circumstances it was not possible to mate them as I very much wanted to.“
Auf Deutsch heißt es:
„Was die langhaarige Linie betrifft: Wir hatten nur eine Hündin, aber einer ihrer Enkelsöhne war ebenfalls langhaarig. Aufgrund verschiedener Umstände war es nicht möglich, sie so zu verpaaren, wie ich es mir unbedingt gewünscht hätte.“
Die Dalmatiner der Leakeys stammten aus einem Bestand, der Ende der 1930er Jahre von Major Harold Pirie nach Ostafrika importiert wurde. Großbritannien war zu dieser Zeit weltweit eine der wichtigsten Quellen für Dalmatiner – und die Leakey-Hunde gehörten zu dieser stolzen Tradition.
Das Geheimnis des Langhaargens
Die Langhaarigkeit beim Dalmatiner ist ein faszinierendes Beispiel für die genetische Vielfalt innerhalb dieser Rasse. Genetiker haben herausgefunden, dass es sich um ein rezessives Mendel-Gen-Allel handelt, das von den Vorfahren der Rasse weitergegeben wurde. Schon in der Frühzeit der Domestikation war dieses Gen offenbar vorhanden und wurde bis heute bewahrt.
Es ist spannend zu wissen, dass das Langhaargen keine „neue Mutation“ ist, sondern seit Jahrhunderten in der Dalmatinerpopulation verborgen blieb. Es trat nur dann in Erscheinung, wenn zwei Träger des Gens miteinander verpaart wurden. Früher wurden solche langhaarigen Welpen jedoch oft aussortiert, und Züchter vermieden Verpaarungen, die diese Eigenschaft hervorbrachten. Dennoch konnte das Gen überleben und wird heute als das betrachtet, was es ist: ein kleiner, aber wundervoller Schatz in der Geschichte der Dalmatiner.
Warum ist der Langhaardalmatiner nicht anerkannt?
Obwohl bewiesen ist, dass der langhaarige Dalmatiner kein „neumodischer Mischling“ ist, sondern tief in der Geschichte der Rasse verwurzelt ist, verweigert der FCI ihm bis heute die Anerkennung. Diese Entscheidung wirkt besonders unverständlich, wenn man bedenkt, dass andere Varianten, wie der LUA-Dalmatiner (der aus gezielten Kreuzungen mit anderen Rassen entstanden ist), inzwischen anerkannt wurden.
Ein Juwel der Rasse
Der langhaarige Dalmatiner ist ein lebendiger Beweis für die genetische Vielfalt und die reiche Geschichte dieser Hunde. Seine elegante Erscheinung, gepaart mit dem typischen Dalmatiner-Charme, macht ihn zu einer ganz besonderen Bereicherung. Es bleibt zu hoffen, dass diese Variante in Zukunft mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhält – denn diese Hunde verdienen es, für ihre Schönheit und Geschichte gefeiert zu werden.
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