Züchten – Verantwortungsbewusst aber wie?
Ich habe den Blogbeitrag in Kapitel aufgeteilt, damit Ihr, wenn Ihr nicht alles lesen möchtet, schneller zu dem erwünschten Kapitel kommt
Kapitel 1 – Vorwort
Kapitel 2 – Transparente Zucht – Eine Herausforderung
Kapitel 3 - Erkenntnisse zur Vererbung von Epilepsie bei Dalmatinern
Kapitel 4 - Epilepsie beim Dalmatiner – Ein Überblick
Kapitel 5 – eine Vision „einer Dalmatiner mit Epilepsie“ Datenbank
Kapitel 6 - Zuchtpraxis - Knickrute
Kapitel 7 – Langhaar Dalmatiner und Kupferspeicherkrankheit
Schlusswort
In letzter Zeit hat die Diskussion um §11b, dem "Qualzuchtgesetz", viel Aufmerksamkeit erregt. Hundebesitzer, die bisher still gelitten haben, werden nun laut, und dass meiner Meinung nach zu Recht.
Ich möchte einige meiner persönlichen Gedanken und Erfahrungen als Züchter teilen. Dies ist kein Fachbeitrag mit medizinischen Begriffen und Erklärungen; solche Beiträge gibt es viele, und es gibt sicherlich Experten, die dies besser können als ich.
Warum schreibe ich diesen Blogbeitrag? Als Züchter sollte man sich immer wieder selbst reflektieren, sich der großen Verantwortung bewusst sein, die man trägt, wenn man neues Leben in die Welt setzt, und niemals aufhören zu lernen.
Einige meiner Follower auf Instagram wissen, dass ich meinen Rüden Otto aus der Zucht genommen habe. Warum? In meinem H-Wurf hatte ich meinen ersten tauben Welpen. Da die Hündin zuvor drei „fehlerfreie“ Würfe mit anderen Rüden hatte, liegt es nahe, dass das Problem aus Ottos Linie stammt, auch wenn er beidseitig hörend ist. Es ist nicht bewiesen, dass es von ihm kommt, aber der Verdacht besteht.
Die Reaktionen auf meine Entscheidung waren gemischt: Von "Petra, du bist konsequent, Hut ab" bis hin zu "Versuch es mit einer anderen Hündin, ich würde das nicht machen". An diesem Punkt sage ich ganz einfach: "Mein Hund – meine Entscheidung."
Es ist eine Sache, eine Anpaarung durchzuführen, bei der etwas schiefgeht. Es ist auch die Entscheidung jedes Züchters, was er toleriert und was nicht.
Als Züchter ist es wichtig, verantwortungsvoll zu handeln und sich der Auswirkungen seiner Entscheidungen bewusst zu sein.
Ich persönlich möchte und kann nicht weitermachen mit einem Zuchthund, wenn ich weiß, dass ein Risiko besteht und die möglichen Auswirkungen groß sind. Das bedeutet nicht, dass etwas passieren muss, aber sollten wir das Glück herausfordern? Sollten wir Risiken provozieren? Letztendlich geht es um Lebewesen, die ein Recht auf Gesundheit haben.
Einige von Ihnen wissen, dass wir letzten Monat das Webinar „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ durchgeführt haben. Die Vorbereitung war für mich emotional herausfordernd, da wir auch das Thema Qualzucht angesprochen haben. Das Thema ist weit verbreitet, und es scheint, als hätten sich zwei extreme Fronten gebildet: auf der einen Seite die Züchter, die ihre Hände in Unschuld waschen, und auf der anderen Seite die Hundebesitzer, die kranke Tiere zu Hause haben.
Nur wer selbst erlebt hat, wie es ist, ein krankes Tier zu besitzen, kann wirklich mitreden. Mit Manni (die Geschichte kennen viele von Euch) habe ich einen kurzen, aber eindrucksvollen Einblick in die Gefühlswelt eines Besitzers bekommen, der um das Leben seines Hundes bangt. An dieser Stelle möchte ich nicht über die Kosten sprechen.
Es gibt unterschiedliche Gruppen mit klaren Sichtweisen:
Wenn ich ein Thema anspreche, kommt es oft von allein ins Rollen. In den sozialen Medien habe ich mich gefragt, warum so viel Hass vorhanden ist. Also habe ich mit einer betroffenen Hundebesitzerin gesprochen. Das Gespräch war sachlich, nett und konstruktiv. Eine wichtige Frage kam auf:
"Petra, warum informiert ihr Züchter euch nicht ausreichend über die Rüden, die ihr einsetzt, und über die Krankheiten, die sie vererben könnten? Warum schließt ihr Hündinnen nicht aus der Zucht aus, wenn sie Krankheiten vererben?"
Das waren berechtigte und wichtige Fragen, die uns alle zum Nachdenken anregen sollten.
Kapitel 2 - Transparente Zucht – Eine Herausforderung
Zuerst einmal in eigener Sache: Vielleicht fragt sich nun der Eine oder Andere, warum ich nicht alle Daten meiner Hunde auf meiner Webseite bekannt gebe und trotzdem über Transparenz schreibe. Ich möchte nun gerne erklären, warum ich auf meiner Webseite nicht alle Daten meiner Hunde vollständig und transparent zur Schau stelle.
Im Zeitalter der sozialen Medien sind wir zunehmend Mobbing, Neid und Missgunst ausgesetzt. Um meine Tiere und mich selbst vor diesen negativen Einflüssen zu schützen, habe ich mich entschieden, bestimmte Informationen nicht öffentlich zugänglich zu machen.
Diese Entscheidung hat jedoch keinerlei Auswirkungen auf meine Transparenz gegenüber den zukünftigen Welpeneltern. Diesen gegenüber bin ich vollkommen offen und stehe für alle Fragen, die aufkommen, jederzeit zur Verfügung. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sie umfassend informiert sind und sich sicher fühlen, wenn sie sich für einen Welpen aus meiner Zucht entscheiden.
Und nun zu ein paar Fakten: Offen gesagt, haben wir oft keinen Zugang zu den benötigten Informationen. Es wäre ideal, wenn es ein Register gäbe, in das man die geplante Anpaarung eingeben könnte und dass einem dann die möglichen Krankheiten und deren Wahrscheinlichkeiten aufzeigt. Zusätzlich wäre es hilfreich, wenn dieses Register auch eine hypothetische Berechnung der Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheiten tatsächlich ausbrechen, liefern könnte. Dies würde die Zucht erheblich erleichtern.
Nun ein Einblick in die Realität eines Züchters, auch wenn Hundebesitzer das vielleicht ungern hören: Es geht auch um Wirtschaftlichkeit, Verluste und Risiken.
Erstens gibt es verschiedene Tests, die man für seinen Zuchthund durchführen kann. Dazu gehören HD, ED, OCD, Herzultraschall und Gentests. Je nach Rasse gibt es unterschiedliche Untersuchungen, die von den Verbänden gefordert werden. Einige Züchter testen sogar mehr, als vorgeschrieben ist.
Nach der Zuchtzulassung und all diesen Tests, beginnt die Suche nach einem passenden Rüden. Man erkundigt sich, ob er alle notwendigen Untersuchungen hat. Bei einem erfahrenen Rüden kann man auch nach Auffälligkeiten in seinen Würfen oder bei seinen Vorfahren fragen. Doch realistischerweise wird ein Rüdenbesitzer kaum zugeben, dass sein Hund Epilepsie oder andere genetische Probleme vererbt.
Ehrlich gesagt, wird ein Besitzer eines aktiven Rüden kaum sagen: „Unser Rüde hat Ahnen, die für die Vererbung von Epilepsie bekannt sind. In seinen fünf Würfen gab es bereits drei Epileptiker.“ Oder: „Mehrere seiner Nachkommen haben Probleme mit Allergien, Unverträglichkeiten oder anderen Krankheiten.“ Wer glaubt, solche ehrlichen Antworten zu bekommen, glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann.
Natürlich kann man nicht immer alles auf die Genetik schieben. Es gibt auch Fehler, die durch Unwissenheit der Züchter aber auch Hundehalter passieren. Auf beiden Seiten ist bis heute noch kein Meister vom Himmel gefallen. Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Zurück zu den Aussagen unter Züchtern: Allen Beteiligten muss klar sein, dass es in diesem „Geschäft“ um Geld, Macht, Ruhm und Ansehen geht. Da werden Details gerne mal verschwiegen. Ich werde später noch Beispiele nennen, damit Käufer ein Gefühl für die Züchter bekommen, die alles, aber nicht das Wohl und die Gesundheit ihrer Tiere im Blick haben.
Heute, mit meinem aktuellen Wissen, kann ich sagen, es ist erschreckend, was alles verschwiegen wird.
Kapitel 3 - Erkenntnisse zur Vererbung von Epilepsie bei Dalmatinern
Durch einen glücklichen Zufall erzählte mir eine Züchterkollegin von einer Dame, die seit Jahren die Vererbung von Epilepsie bei Dalmatinern erforscht und öffentlich bekannte Epileptiker und deren Vererber benannt hat, die diese Krankheit in der Dalmatinerwelt verbreitet haben. Hier zu finden: http://www.dalmatiner-spektelake.de/epilepsie.htm . Ihr Mut verdient großen Respekt, denn andere Züchter öffentlich zu benennen, gehört unter Züchterkollegen eigentlich nicht zum guten Ton. Positive Aspekte werden gerne hervorgehoben, während negative oft unter den Teppich gekehrt werden.
Ich habe diesen Beitrag regelrecht aufgesogen. Endlich konkrete Informationen und Namen! Also habe ich mir die Ahnentafeln meiner Hunde herausgeholt. Auf den ersten Blick sah alles gut aus, da in den Papieren nur 3-4 Generationen angegeben sind. Doch ein Blick in eine Hundedatenbank, der die Generationen 4-9 umfasst, zeigte ein anderes Bild. Mir wurde klar, dass einige dieser "berühmten" Hunde bis zu 8-mal eingesetzt wurden.
Einige sagen, dass diese Gene in weiter zurückliegenden Generationen keine Rolle mehr spielen. Doch warum gibt es dann heute noch Epilepsie bei Dalmatinern? Es gibt einen Ursprung.
Das Problem liegt oft in den Bereichen Macht, Ruhm und Ansehen. Manche Rüden wurden im großen Stil eingesetzt, oft wegen ihrer Schönheit, ihres Charakters und ihres hervorragenden Erscheinungsbildes. Aber diese Hunde brachten auch genetische Probleme mit sich, die bis heute Auswirkungen auf die Zucht haben.
Ich kann die Züchter teilweise verstehen: Man investiert Jahre oder Jahrzehnte in die Zucht, und dann hat man endlich diesen einen perfekten Hund, der auf allen Shows Titel gewinnt. Die finanziellen Investitionen beginnen sich auszuzahlen. Mit dem Erfolg kommen aber auch Neid und Missgunst. Vielleicht wurden diese Züchter auf genetische Probleme angesprochen, aber reagierten ungläubig oder leugneten die Probleme. Das Resultat war oft, dass diese Superstar-Rüden weiterhin in der Zucht eingesetzt wurden, was die genetischen Probleme weiterverbreitete.
Warum spreche ich hauptsächlich über Rüden? Ganz einfach, weil sie ihre Gene breiter streuen können als Hündinnen. Das bedeutet nicht, dass Hündinnen keine Rolle spielen, aber die Verbreitung durch Rüden ist intensiver.
Es ist erschreckend, dass man an manchen Namen nicht mehr vorbeikommt, weil sie in ihrer Zeit so populär waren. Ein Welpe wird nicht mit einem epileptischen Anfall geboren. Es kann Jahre dauern, bis die Krankheit zum Vorschein kommt. In dieser Zeit wurden viele Welpen geboren, und die genetische Problematik verbreitete sich weiter. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit solchen Erkenntnissen hätte bedeutet, die betroffenen Nachkommen aus der Zucht zu nehmen.
Leider gibt es bisher keinen Gentest für Epilepsie bei Dalmatinern. Für andere Rassen kann ich an dieser Stelle nicht sprechen.
Kapitel 4 - Epilepsie beim Dalmatiner – Ein Überblick
Was ist Epilepsie? Epilepsie ist eine neurologische Störung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle können verschiedene Formen annehmen, von leichten Zuckungen bis hin zu schweren Krampfanfällen, die das Bewusstsein des Hundes beeinträchtigen.
Ursachen von Epilepsie Die genauen Ursachen der Epilepsie sind oft schwer zu bestimmen. Sie kann genetisch bedingt sein, durch eine Schädigung des Gehirns oder anderer Organe verursacht werden, oder idiopathisch sein, was bedeutet, dass die genaue Ursache unbekannt ist. Bei Dalmatinern wird vermutet, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
Erkennen von Epilepsie Epileptische Anfälle können verschiedene Symptome aufweisen, darunter:
Diese Symptome können unterschiedlich schwer sein und in ihrer Dauer variieren.
Diagnose Die Diagnose von Epilepsie erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer möglicher Ursachen von Anfällen. Der Tierarzt wird eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung durchführen. Bluttests, Urinanalysen und bildgebende Verfahren wie MRT oder CT-Scans können helfen, andere Krankheiten auszuschließen.
Behandlung Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Dies kann durch Medikamente erfolgen. Es ist wichtig, die Dosierung und das Ansprechen auf die Behandlung regelmäßig zu überwachen und anzupassen.
Genetische Aspekte bei Dalmatinern Bei Dalmatinern ist bekannt, dass Epilepsie genetisch bedingt sein kann. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Linien innerhalb der Rasse anfälliger für Epilepsie sind.
Verantwortungsbewusste Zucht Transparenz und Offenheit gegenüber potenziellen Käufern und anderen Züchtern sind entscheidend, um die Gesundheit der Rasse zu gewährleisten.
Fazit Epilepsie ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben eines Dalmatiners stark beeinflussen kann. Durch verantwortungsbewusste Zuchtpraktiken und eine sorgfältige Überwachung und Behandlung betroffener Hunde kann das Risiko minimiert und das Wohlbefinden der Hunde verbessert werden.
Kapitel 5 - Die Vision einer „Dalmatiner mit Epilepsie“ Datenbank
Um eine umfassende Datenbank für Dalmatiner mit Epilepsie zu erstellen, ist es zunächst unerlässlich, systematisch Daten zu sammeln. Dieser Prozess beginnt mit der sorgfältigen Erhebung relevanter Informationen über betroffene Hunde. Diese Datensammlung stellt die Grundlage dar, auf der die spätere Datenbank aufgebaut wird und ermöglicht eine fundierte Analyse der Erkrankung.
Der erste Schritt besteht darin, verschiedene Quellen zu identifizieren, aus denen Daten über Dalmatiner mit Epilepsie gewonnen werden können. Dies können Tierkliniken, Tierärzte, Züchter sowie Besitzer von Dalmatinern sein. Besonders wertvoll sind hierbei die Ahnentafeln der betroffenen Tiere (sofern vorhanden) sowie medizinische Aufzeichnungen, die detaillierte Informationen über Diagnose, Behandlungsverlauf und Anfallsfrequenz enthalten.
Es ist wichtig, standardisierte Fragebögen zu entwickeln, um konsistente und vergleichbare Daten zu erhalten. Diese Fragebögen sollten Informationen zu verschiedenen Aspekten der Epilepsie beinhalten, wie z.B. das Alter bei Ausbruch der Krankheit, Häufigkeit und Art der Anfälle, eingesetzte Medikamente, Nebenwirkungen und den allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes.
Sobald genügend Daten gesammelt wurden, beginnt der Prozess der Erstellung der Datenbank.
Eine Datenbank von Dalmatinern mit Epilepsie dient mehreren wichtigen Zwecken:
Insgesamt trägt eine solche Datenbank maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität von Dalmatinern bei und unterstützt Züchter und Besitzer bei der verantwortungsvollen Pflege und Zucht dieser wunderbaren Rasse.
Solltet ihr einen Dalmatiner besitzen, welcher an Epilepsie erkrankt ist, so möchte ich Euch bitten, Ihn in auf der EPIDAL Seite zu registrieren.
Kapitel 6 - Zuchtpraxis - Knickrute
Es gibt Züchter, die wissentlich genetische Defekte in Kauf nehmen. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte "Knickrute". Unter diesem Begriff werden alle Rutenfehler zusammengefasst. Normalerweise bestehen Wirbelkörper aus Rechtecken, die sich zur Wirbelsäule zusammenfügen. Ist ein Schwanzwirbel deformiert, führt dies zu einer Richtungsänderung der angrenzenden Wirbel. Solche Rutenfehler können entweder angeboren oder erworben sein. Hier möchte ich mich auf die angeborenen Fehler konzentrieren.
Die Anzahl der Schwanzwirbel variiert zwischen 16 und 22. Die meisten Veränderungen, die zu einer Knickrute führen, treten im letzten Drittel der Rute auf, besonders bei den letzten vier Wirbeln. Auch zwischen dem fünften und achten Wirbel treten häufig angeborene Veränderungen auf. Dieses häufige Auftreten in bestimmten Bereichen ließ in der Vergangenheit vermuten, dass die Knickrute vererbbar ist. Es ist mittlerweile bekannt, dass sie autosomal rezessiv vererbt wird.
Wenn man als Züchter eine Knickrute bemerkt, sollte man die Ursachen erforschen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Knickruten verursachen nicht immer Schmerzen, können aber bei bestimmten Wirbeln durchaus schmerzhaft sein.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kommunikation von Hunden untereinander. Eine extreme Knickrute kann die natürliche Rutenhaltung beeinträchtigen und somit die Körpersprache des Hundes verändern. Hunde mit solchen Ruten können von anderen Hunden anders wahrgenommen, da wichtige Signale wie Beschwichtigung und Unterwerfung nicht korrekt gesendet werden können.
Die ethische Frage hierbei stellt sich, ob eine Verpaarung mit diesem Wissen durchzuführen vertretbar ist, und zu riskieren wissentlich Knickruten zu züchten.
Diese Fragen bieten viel Stoff zum Nachdenken und zur Selbstreflexion.
Kapitel 7 - Langhaar Dalmatiner und Kupferspeicherkrankheit
Ein drittes Beispiel aus der Zuchtwelt führt uns nach Amerika zu einer Zuchtstätte, die sich auf Langhaar Dalmatiner spezialisiert hat. Um sich einen Namen zu machen, werden die Welpen fast ausschließlich an Züchter in verschiedenen Ländern verkauft.
Leider erweist sich der hauseigene Rüde als Träger der Kupferspeicherkrankheit, die er über seinen Vater vererbt. Die Vererbung der Kupferspeicherkrankheit bei Hunden erfolgt in der Regel autosomal-rezessiv. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch einige der Hündinnen Träger dieses Gens sein müssen. Dies hatte alleine in 2023 zur Folge, dass über 40 Hunde starben innerhalb von 48 Stunden nach Ausbruch der Krankheit. Züchter mussten hohe Tierarztkosten tragen, bei dem Versuch ihre Hunde zu retten. Der Verlust ist sowohl finanziell als auch emotional enorm, ganz zu schweigen vom Leid der betroffenen Tiere. Mir selbst sind 2 Züchter persönlich bekannt, die 5 Hündinnen leider so verloren haben.
Man könnte erwarten, dass die Zuchtstätte umgehend reagiert, sobald sie von der Krankheit erfährt. Doch stattdessen wird das Problem heruntergespielt und hinausgezögert. Erst als der Druck von außen zu groß wurde, informiert die Zuchtstätte endlich die betroffenen Züchter. In einer Nachricht wird lediglich erwähnt, dass ein Hund an der Krankheit erkrankt ist, und es wird geraten, die Hunde auf Diät zu setzen und an einer Studie teilzunehmen, um die Krankheit zu bekämpfen.
Eine verantwortungsvolle Zuchtpraxis hätte sofortige Maßnahmen ergriffen: Den betroffenen Hund aus der Zucht nehmen, alle Züchter die Nachkommen besitzen informieren und sie bitten, nicht weiter mit diesen Nachkommen zu züchten, um die Krankheit nicht weiter zu verbreiten. Stattdessen wird die Krankheit weiterhin ungehindert verbreitet.
Ehrlichkeit und Transparenz sind essenziell, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten und das Vertrauen in die Zuchtpraxis zu bewahren. Leider wird hier deutlich, dass finanzielle Interessen und das Ansehen oft über das Wohl der Tiere gestellt werden.
Zukünftige Besitzer von Langhaar Dalmatinern aus dieser Linie sollten sich bewusst sein und entsprechend Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Kapitel 8 - Fazit für meine Zucht
Der Umgang mit der Zucht von Dalmatinern, insbesondere angesichts genetischer Herausforderungen wie der Vererbung von Epilepsie, erfordert große Sorgfalt und Verantwortung. Auch wenn in den Ahnenreihen meiner Hunde Epileptiker vorkommen, die jedoch weit zurückliegen, ist es für mich von größter Bedeutung, das Risiko dieser Erkrankung so weit wie möglich zu minimieren.
Bisher hat keiner meiner Welpen einen epileptischen Anfall erlitten. Zudem haben die Elterntiere und deren Geschwister mittlerweile ein Alter erreicht, in dem das Auftreten von Epilepsie als sehr unwahrscheinlich gilt. Dies gibt mir große Zuversicht für die Gesundheit meiner Zucht.
Es gibt viele wichtige Aspekte zu berücksichtigen, von der ethischen Verantwortung und der Gesundheit der Tiere bis hin zur Transparenz gegenüber anderen Züchtern und zukünftigen Besitzern. Die Entscheidung, wie man in einer solchen Situation fortfährt, erfordert sorgfältige Überlegung und kontinuierliche Selbstreflexion. Es ist entscheidend, sich über genetische Risiken bewusst zu sein und diese verantwortungsvoll zu managen, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen Züchter transparent und ehrlich miteinander umgehen, um langfristig gesunde Zuchtlinien zu sichern.
Mein Weg ist klar, und ich bin fest entschlossen, die bestmöglichen Entscheidungen für meine Zuchtstätte und die Gesundheit zukünftiger Dalmatiner-Generationen zu treffen. Die Verantwortung, die damit einhergeht, ist groß und verlangt nach ständiger Wachsamkeit und Lernbereitschaft.
Schlusswort
Mit diesem Blog möchte ich den Hundebesitzern verdeutlichen, dass es Züchter gibt, die sich wirklich Gedanken machen. Dennoch möchte ich aufzeigen, in welchem Dilemma auch wir stecken. Die Praxis ist oft komplexer als gedacht, und es gibt viele Herausforderungen zu bewältigen.
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