Früher war die Beziehung zwischen Mensch und Hund vor allem auf die gemeinsame
Arbeit ausgerichtet.
Hunde halfen bei der Jagd, dienten als Hüte- und Wachhunde.
Heute hat sich diese Beziehung gewandelt: Viele Hunde üben heute nicht mehr die Aufgaben aus, für die sie ursprünglich gezüchtet wurden. Stattdessen lautet ihre neue „Jobbeschreibung“: Familienhund! Hunde sind zu echten Partnern und treuen Freunden des Menschen geworden.
In Familien sind Hunde oft mehr als nur Spielpartner für Kinder. Sie tragen zur emotionalen und geistigen Entwicklung der Kleinen bei und fördern soziale Kompetenzen. Umso erschreckender ist es, wenn die Medien über Vorfälle berichten wie: „Kind wurde von Hund gebissen“.
Der Ursprung der Kampfhundeliste
In den späten 1990er-Jahren führte die Häufung solcher Unfälle zur Einführung der sogenannten Kampfhundeliste. Diese Liste stigmatisierte viele Rassen, und ihre Halter erlebten plötzlich einen gesellschaftlichen Spießrutenlauf. Menschen hatten auf einmal panische Angst vor Hunden, die ihnen jahrelang freundlich begegnet waren.
Manche wollten diese Tiere förmlich „ausradieren“, um zukünftige Unfälle zu verhindern. Auch ich erlebte diese Zeit, als ich zwei Dobermänner hielt. Meine Kinder, damals noch im Baby- und Kleinkindalter, liebten unsere Hündinnen. Dennoch gab es klare Regeln im Umgang miteinander.
Wer trägt die Schuld?
Die Frage, die sich stellt: Sind es ausschließlich bestimmte Hunderassen, die für solche Vorfälle verantwortlich sind? Oder tragen wir Menschen eine Mitschuld, weil wir unsere Hunde nicht richtig verstehen?
Natürlich waren die Unfälle tragisch. Manche Kinder tragen lebenslange körperliche oder seelische Narben davon. Doch viele dieser Vorfälle hätten verhindert werden können, wenn wir Menschen die Kommunikation und Signale unserer Hunde besser verstanden hätten.
Sicher gibt es Hunde, die durch gezielte Zucht und Misshandlung aggressiv gemacht wurden. Doch das ist die Ausnahme. Viel häufiger scheitert es an unserem falschen Umgang mit Hunden.
Hunde sind keine Menschen
Wir erwarten oft, dass Hunde denken und handeln wie Menschen. Aber das tun sie nicht – und das können sie auch nicht. Hunde gehören zur Familie der Caniden, während wir der Familie der Primaten angehören.
Ein einfaches Beispiel: Habt ihr schon mal zwei Hunde gesehen, die sich wie Menschen umarmen oder küssen? Natürlich nicht – ihr Verhalten folgt ganz anderen Regeln. Dominanz, Unterwürfigkeit oder Aggression spielen eine Rolle.
Hunde haben sich dem Menschen stark angepasst und nutzen sogar Belllaute, um ihre Stimmungen auszudrücken – mehr als 6000 verschiedene Laute wurden von Verhaltensbiologen identifiziert! Doch das ist keine Garantie dafür, dass sie uns immer verstehen oder unseren Erwartungen entsprechen.
Warum passieren solche Unfälle?
Oft liegt es an einer Fehlinterpretation von Signalen – sowohl durch den Hund als auch durch den Menschen. Kinder und Hunde sprechen unterschiedliche „Sprachen“. Kinder wirken aus Sicht der Hunde hektisch, laut und unberechenbar. Sie machen oft abrupte Bewegungen, ziehen, zerren oder laufen wild umher.
Hunde versuchen oft lange vor einem Biss, die Situation zu entschärfen. Doch Kinder erkennen diese Signale nicht. Selbst wir Erwachsene sind oft nicht in der Lage, diese Zeichen richtig zu deuten und rechtzeitig einzugreifen.
Eine Studie von Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle in Graz zeigt:
Wie können solche Unfälle verhindert werden?
Es ist wichtig, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, ohne dabei Angst oder Misstrauen gegenüber dem Hund zu entwickeln. Hier einige wichtige Regeln:
Empfehlung für Eltern und Kinder
Wer kindgerecht den Umgang mit Hunden vermitteln möchte, dem empfehle ich das Kinderbuch „Mein Freund Timmy“ von Claudia Landgrafe. Es enthält liebevolle Geschichten und hilfreiche Tipps für Eltern, um gefährliche Situationen zu erkennen und zu vermeiden.
Hunde und Kinder können die besten Freunde sein – aber das erfordert Wissen und gegenseitigen Respekt. Passt aufeinander auf und genießt die wundervolle Zeit mit euren Vierbeinern und euren Kindern! ❤️
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