Die Geister, die ich rief – Gedanken über Unterbewusstsein, Angst, Energie und die Verbindung zu unseren Tieren

Bevor ich beginne, möchte ich eines sagen: Dieser Text wird lang. Und vielleicht wird er nicht bei jedem sofort „ankommen“. Manche Themen wirken im ersten Moment abstrakt, seltsam oder sogar ein bisschen verrückt. Und das ist okay. Hätte ich selbst diesen Text vor fünf oder sieben Jahren gelesen, hätte ich wahrscheinlich gesagt: „Die hat doch ’ne Schraube locker.“

Aber weißt du was? Das ist Entwicklung. Wir wachsen. Unser Denken verändert sich. Dinge, die uns früher völlig abwegig vorkamen, ergeben plötzlich Sinn. Und Überzeugungen, die uns früher wichtig waren, dürfen sich wandeln. Solange wir offen bleiben – für neue Gedanken, neue Erfahrungen, für andere Perspektiven – sind wir auf dem richtigen Weg.

Heute möchte ich mit dir über etwas sprechen, das mein Leben über die Jahre grundlegend verändert hat: die Kraft des Unterbewusstseins, die Energie, die wir ausstrahlen und empfangen, die Verbindung zwischen Mensch und Tier – und darüber, wie wir manchmal genau die Geister rufen, die wir dann nicht mehr loswerden. Und was das eigentlich über uns selbst sagt.

Mein erstes Erlebnis mit der Kraft des Unterbewusstseins

Als ich 18 war, arbeitete ich neben meiner Ausbildung an den Wochenenden in einer Diskothek. Damals gab es regelmäßig Events – mal DJs, mal Mottopartys. Und an einem Abend trat ein Hypnotiseur auf. Keine dieser peinlichen Shows, bei denen Menschen gackern wie Hühner. Nein – dieser Mann vermittelte echtes Wissen. Er erklärte, was Hypnose ist, wie sie funktioniert und was sie im Menschen auslösen kann.

Ich war neugierig und hatte das Glück, mich später mit ihm im Backstage-Bereich unterhalten zu dürfen. Was er mir erzählte, hat mich nie wieder losgelassen.

Er sprach von einem jungen Mann, der nach einem schweren Autounfall von der Hüfte abwärts gelähmt war. Er hatte keinerlei Erinnerung an den Unfall, denn er lag damals im Koma. Die Ärzte sprachen in seinem Krankenzimmer offen über Ihn und seinen Gesundheitszustand, ohne nur im geringsten zu ahnen, dass das Unterbewusstsein immer präsent ist, und niemals schläft.

Was er nicht bewusst mitbekam, hörte sein Unterbewusstsein sehr wohl – denn das schläft nie. Und so verankerte sich dieser Satz – „Er wird nie wieder laufen können“ – tief in seinem Inneren. Er glaubte es, ohne es zu wissen.

Erst Jahre später begab sich dieser junge Mann in Hypnose, weil er die Ursache für seine Blockade verstehen wollte. Und genau dieser Satz kam dabei ans Licht. In weiteren Sitzungen konnte dieser Glaubenssatz aufgelöst und durch einen neuen ersetzt werden. Und mit viel Geduld, Training und Zeit geschah das Unfassbare: Er lernte wieder zu gehen. Nicht über Nacht – aber Stück für Stück. Was medizinisch „unmöglich“ erschien, wurde Realität.

Ich war tief bewegt. Ich hatte damals noch nie von der Macht des Unterbewusstseins gehört. Der Hypnotiseur empfahl mir das Buch „Die Macht Ihres Unterbewusstseins“ von Dr. Joseph Murphy. Ich las es. Und plötzlich ging mir ein kleines Licht auf. Es war, als hätte jemand einen ersten Schleier gelüftet.

Damals konnte ich das große Ganze noch nicht fassen – dafür war ich zu jung. Aber ich begriff: Da ist mehr, als wir sehen. Und dieses „mehr“ beginnt in uns selbst.

Leben bedeutet Veränderung – und manchmal Rückblick

Heute bin ich 53 Jahre alt. Ich habe in meinem Leben viel erlebt – Gutes, Schönes, Herausforderndes, Schmerzhaftes. Würde ich etwas ändern wollen? Nein. Auch wenn manches schwer war, hat es mich geformt. Es hat mich genau dorthin gebracht, wo ich heute bin – und vor allem zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die keine Angst kennen. Nicht im klassischen Sinne. Ich habe keine Angst vor Spinnen – sie gehören für mich zum Leben. Sie machen sogar „Hausarbeit“, indem sie Fliegen fangen. Ich habe auch keine Angst vorm Fliegen. Denn für mich ist klar: Wenn meine Zeit gekommen ist, dann ist es egal, ob ich im Flugzeug sitze, im Auto, in der Badewanne oder auf der Toilette. Leben und Tod sind nicht planbar – aber das Leben in Angst zu verbringen, hilft niemandem.

Angst als stiller Begleiter – sichtbar oder verborgen

Was mir in all den Jahren meiner Arbeit mit Welpeneltern, aber auch im Freundeskreis und in meiner Zeit mit Pferden immer wieder begegnet ist, ist die Angst. Sie ist oft da – mal ganz offensichtlich, mal ganz leise. Manchmal tritt sie in Form großer Sorgen auf, manchmal versteckt sie sich in alltäglichen Gedanken, in kleinen Zweifeln, in einem flüchtigen Gefühl von Unsicherheit. Aber sie ist da – in vielen von uns.

Und das ist zunächst einmal vollkommen menschlich.

In meiner Zeit als Pferdezüchterin war ein Thema immer wieder sehr präsent: die Herpes-Impfung bei tragenden Stuten. Die Sorge, ein ungeborenes Fohlen könnte durch das Virus verloren gehen, war für viele Züchter sehr real. Ich verstehe diese Angst – schließlich geht es um Leben. Um Verantwortung. Um Hoffnung.

Doch über viele Jahre war dieser Impfstoff kaum oder gar nicht verfügbar. Also habe ich für mich eine Entscheidung getroffen: Ich impfte nicht – nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Vertrauen. Stattdessen habe ich alles dafür getan, meinen Pferden ein artgerechtes, stabiles und natürliches Leben zu ermöglichen. Sie lebten draußen – bei Wind, bei Sonne, bei Regen, bei Schnee. Ohne Decken, ohne „schickes Zubehör“. Dafür mit frischer Luft, Bewegung, Sozialkontakt und natürlicher Ernährung. Pferde sein dürfen – das war mein wichtigster Grundsatz.

Ich erinnere mich an eine Aussage, die ich damals hörte: „Du musst deine Pferde wie Kunstwerke behandeln. Sie dürfen nicht auf die Wiese, das ist zu gefährlich. Sie könnten sich verletzen.“

Doch ein Pferd, das 23 Stunden am Tag in einer Box steht und nur eine Stunde bewegt wird, lebt gegen seine Natur – und genau dort passieren die schlimmeren Dinge. Meine Pferde hingegen lebten in Freiheit, in Herden, in Bewegung. In 13 Jahren gab es keinen einzigen schwerwiegenden Vorfall. Kein Fohlenverlust. Kein Drama. Nur Leben – in seiner ursprünglichsten Form.

Auch mit meinen Hunden werde ich oft mit Ängsten konfrontiert. Besonders mit Blick auf Krankheiten wie Parvovirose. Und ja, natürlich bin ich mir der Risiken bewusst. Aber ich lasse die Angst nicht in mein Herz. Nicht in mein Denken. Nicht in mein tägliches Sein.

Nicht, weil ich leichtsinnig bin. Sondern weil ich tief davon überzeugt bin: Was wir ständig denken, nähren wir – und es wächst. Wenn wir uns permanent ausmalen, was alles passieren könnte, erschaffen wir ein Feld von Angst. Und in diesem Feld wachsen nicht nur Sorgen, sondern manchmal auch genau das, was wir eigentlich verhindern wollten.

Ich treffe Vorsorge. Ich beobachte aufmerksam. Ich bin achtsam. Aber ich füttere die Angst nicht. Denn Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Leben ist nie kontrollierbar – und das darf sein

Auch in der Geburt meiner Welpen zeigt sich das Leben in seiner ganzen Intensität. Es gibt diese tief berührenden, magischen Momente – wenn ein neues Wesen in die Welt kommt, voller Kraft, voller Atem, voller Lebendigkeit. Und es gibt die anderen Momente – wenn ein Welpe still bleibt. Wenn das Leben nicht greift. Oder wieder geht, bevor es richtig begonnen hat.

Ich hatte schon Situationen, in denen ich Welpen „zurückholen“ konnte. Ich habe alles gegeben, alles versucht, alles mobilisiert, was ich wusste, konnte und fühlte. Und ja, manchmal gelingt es. Und manchmal nicht. Es liegt nicht in meiner Hand.

Ich bin in diesen Momenten ein Werkzeug – mehr nicht. Ich bin nicht diejenige, die über Leben oder Tod entscheidet. Ich darf begleiten, stützen, unterstützen. Aber entscheiden? Das tut eine andere Instanz. Eine, die weit über uns hinausgeht.

Das zu erkennen war nicht leicht – aber es hat Frieden gebracht.

Gerade am Anfang habe ich mich oft gefragt: Hätte ich mehr tun können? Habe ich etwas übersehen? War es meine Schuld? Doch mit der Zeit habe ich gelernt: Nein. Es war nicht meine Entscheidung. Es war nicht mein Versagen. Es war eine Lernaufgabe. Eine Aufgabe im Loslassen. Im Vertrauen. Im Annehmen.

Wenn wir uns erlauben, hinzuhören, erkennen wir, dass das Leben uns ständig etwas zeigt. Und manchmal zeigt es uns nicht, wie wir es besser machen können – sondern wie wir mehr ins Vertrauen gehen dürfen.

Angst will uns nicht schaden. Sie will uns schützen. Aber wenn sie zu groß wird, hält sie uns davon ab, frei zu leben. Sie raubt uns Klarheit, Intuition, Verbindung. Besonders zu unseren Tieren – denn die spüren unsere Angst, auch wenn wir versuchen, sie zu verstecken.

Tiere reagieren nicht auf unsere Worte – sie reagieren auf unsere Energie. Und je mehr wir lernen, in uns selbst ruhig zu werden, desto ruhiger wird auch das Tier an unserer Seite.

Jede Erfahrung – auch die schmerzhaften – birgt eine Einladung in sich. Nicht zur Schuld. Sondern zum Wachstum. Zur Selbstfürsorge. Zum inneren Frieden.

Und vielleicht, ganz langsam, lernen wir dadurch, wieder mehr zu vertrauen – dem Leben, unseren Tieren, und nicht zuletzt: uns selbst.

Die Energie, die wir aussenden – Resonanz, Spiegel und Spiegelung

Kennt Ihr das: Ihr kommt in einen Raum, in dem vorher gestritten wurde, wie die Kesselflicker. Ihr habt nichts gehört, ihr wisst nichts von dem Streit, aber ihr macht die Türe auf, und spürt die „dicke Luft“ Das ist Energie, welche wir spüren. Mit den Jahren, haben wir es leider verlernt, wir sind erwachsen geworden, die Maschinerie hat uns voll im Griff. Aber unterbewusst, ist alle da!

Wie oft sitzen wir da, beobachten Kinder und sagen zu uns „so möchte ich auch noch einmal sein, so frei, so offen für alles, ohne an Morgen zu denken, einfach im Augenblick leben“. Hier kommt die gute Nachricht, das kannst Du, mach es einfach. Programmiere dich zurück zum Anfang. Alles ist da, nichts muss erlernt werden. Der Schleier muss nur gelüftet werden. Das ist alles. Trau dich.

Man nennt es das „Gesetz der Resonanz“, andere sprechen von Energie, Schwingung, Frequenz. Nenn es, wie du willst. Der Kern ist immer derselbe: Was wir aussenden, kommt zu uns zurück. Unsere Gedanken sind keine belanglosen Hirngespinste – sie formen unser Leben.

Wer ständig in Angst lebt, zieht genau die Situationen an, die diese Angst bestätigen. Nicht, weil das Leben gemein ist – sondern weil es uns unsere eigenen Überzeugungen spiegelt.

Schau dir Werbung an: Sie arbeitet mit subtiler Angst. Du brauchst dieses Nahrungsergänzungsmittel – sonst fehlt dir etwas. Du brauchst jenes Medikament – sonst wirst du krank. Du brauchst diese Versicherung – sonst bist du nicht sicher. Immer wieder wird uns vermittelt: Du allein bist nicht genug. Du brauchst Hilfe von außen. Schon mal bewusst drüber nachgedacht?

Während ich diesen Beitrag schreibe, kontaktiert mich eine Welpenmama aus vergangenem Jahr. Jetzt ist der Knopf fast 1,5 Jahre alt, Zusätze für den Wachstum müssen nicht mehr gefüttert werden. Einfach normal weiter barfen. Ihre Frage „kann ich noch was Gutes für ihn tun?“ Nein, er hat alles was er braucht, barfe ihn, geh mit Ihn raus spazieren, lass Ihn buddeln, sein Leben genießen – einfach Hund sein dürfen. Das macht ihn glücklich und zufrieden. Und glücklich und zufrieden ist unweigerlich gleichzusetzen mit gesund! So einfach ist das. Hast du schon mal einen rundum glücklichen und zufriedenen Menschen gesehen, der krank ist? Nein? Ach guck einmal.              

Die Energie, die Tiere spüren – und was wir von ihnen lernen können

Tiere sehen uns nicht so, wie wir uns selbst sehen. Sie nehmen keine Masken wahr, keine Fassaden, keine hübsch verpackten Rollen, in die wir im Alltag schlüpfen. Tiere spüren, wer wir wirklich sind – ohne dass ein einziges Wort gesprochen werden muss.

Sie nehmen unsere Energie wahr.

Ein Hund interessiert sich nicht dafür, ob wir gerade frisch frisiert sind oder ob wir selbstbewusst auftreten. Was ihn interessiert, ist das, was in uns schwingt. Unsere Stimmung, unsere Ausstrahlung, unser inneres Gleichgewicht – oder Ungleichgewicht. Tiere lesen uns auf einer Ebene, die wir Menschen oft vergessen haben: der Ebene des Fühlens.

Ein Pferd braucht keine Worte, um zu wissen, ob der Mensch, der es führen will, innerlich ruhig oder aufgewühlt ist. Es spürt den Hauch von Nervosität in unserer Körperspannung, einen winzigen Zögern im Schritt, ein kaum wahrnehmbares Anziehen der Zügel – und reagiert darauf.

Ein Hund weiß, ob wir traurig sind, auch wenn wir lächeln. Er erkennt, ob wir gerade wirklich präsent sind – oder nur körperlich anwesend, während unser Geist woanders kreist. Selbst Kleintiere oder Katzen, die oft als unabhängiger gelten, sind äußerst sensibel für das, was zwischen den Zeilen schwingt.

Sie fühlen unsere Energie. Immer. Echt, unmittelbar und ungefiltert.

Was wir verloren haben – und wiederfinden dürfen

Wir Menschen haben diese Fähigkeit auch. Wir kamen mit ihr zur Welt. Als Kinder konnten wir spüren, ob jemand es ehrlich mit uns meinte, ob Mama traurig war, auch wenn sie sagte: „Alles ist gut.“ Wir haben mit dem Herzen gehört, nicht nur mit den Ohren.

Doch je älter wir wurden, desto mehr lernten wir, zu „funktionieren“. Gefühle wurden bewertet, Intuition ersetzt durch Logik. Wir lernten, uns anzupassen, zu verstecken, zu kontrollieren. Und dabei verlernten wir, wirklich zu fühlen.

Tiere sind nicht „logisch“ im menschlichen Sinne – aber sie sind tief verbunden mit dem, was echt ist. Und genau deshalb reagieren sie so feinfühlig. Sie spiegeln nicht, was wir sagen – sie spiegeln, was wir sind.

Wenn ein Hund sich zurückzieht, obwohl wir freundlich sprechen – kann es sein, dass wir innerlich unruhig sind. Wenn ein Pferd nicht mitmacht, obwohl wir alles „richtig“ machen – vielleicht haben wir in uns selbst eine Unklarheit, die es verunsichert.

Das ist keine Schuldzuweisung. Es ist eine Einladung. Tiere laden uns ein, wieder ehrlich zu fühlen. Zu entschleunigen. Uns zu hinterfragen. Und in den Moment zurückzukehren.

Sie zeigen uns, wie sehr alles miteinander verbunden ist. Wie unser Atem, unsere Gedanken, unsere Haltung, unser Herz in Resonanz gehen mit dem Wesen vor uns.

Tiere als Lehrer – ganz ohne Worte

Vielleicht ist es genau das, was unsere Tiere uns lehren wollen: Wieder mehr zu spüren statt zu analysieren. Wieder mehr in Beziehung zu gehen – statt zu kontrollieren. Wieder still zu werden – statt alles erklären zu wollen.

Denn echte Verbindung entsteht nicht im Kopf. Sie entsteht im Raum dazwischen. In der Präsenz. In der Stille. In der Energie, die fließt, wenn wir einfach nur da sind – ehrlich, echt, mitfühlend.

Und vielleicht – ganz vielleicht – erinnern wir uns durch unsere Tiere wieder an das, was in uns schon immer war.

Was ist eigentlich mit der Natur?
Oft sprechen wir über sie, als wäre sie etwas außerhalb von uns – etwas, das wir beobachten, analysieren oder beeinflussen können. Doch die Wahrheit ist: Wir sind Natur. Jeder einzelne von uns ist ein Wunderwerk aus Milliarden Zellen, entstanden aus einem winzigen Funken Leben – aus einer Eizelle und einem Spermium. Daraus formt sich ein Mensch. Mit Herz, Lunge, Gedanken, Gefühlen, Bewusstsein.
All das liegt von Anfang an in einem unsichtbaren Bauplan gespeichert. Vollständig. Perfekt. Ohne unser Zutun.

Keine Maschine, kein Labor, kein menschliches Wissen kann erschaffen, was die Natur mit scheinbarer Leichtigkeit möglich macht. Und doch zweifeln wir – an ihr, an uns, an unseren Tieren. Dabei ist die Natur weiser, als wir es je sein könnten.

Ist es nicht faszinierend, wie ein neugeborener Welpe – blind, taub, scheinbar hilflos – instinktiv den Weg zur Milchbar findet, weil sein Überlebensinstinkt ihn führt?
Wie die Hündin ihn nach dem Trinken sanft leckt, weil sie weiß, dass die Verdauung ihrer Kleinen so erst in Gang kommt?
Niemand hat es ihr beigebracht. Kein Kurs, kein Buch. Und doch weiß sie genau, was zu tun ist.

So vieles geschieht aus einem inneren Wissen heraus – instinktiv, natürlich, still und verlässlich.

Und dann kommen wir Menschen. Mit unseren guten Absichten, mit dem Wunsch zu helfen, zu schützen, zu verbessern. Doch oft legen wir unsere Vorstellungen davon, was „richtig“ oder „notwendig“ ist, über das, was Tiere längst in sich tragen. Wir greifen ein, korrigieren, kontrollieren – aus Sorge, aus Angst, aus dem tiefen Bedürfnis heraus, bloß nichts falsch zu machen.

Aber manchmal ist genau das der Fehler: Wir vertrauen der Natur nicht mehr.

Ich erinnere mich gut an meine ersten Erfahrungen in der Zucht. Nie stand ich da, wenn eine meiner Hündinnen trächtig war, und fragte mich: „Ob sie wohl weiß, was sie tut?“
Ich dachte nie: „Was, wenn ein Welpe mit fünf Beinen geboren wird?“
Solche Gedanken hatte und habe ich nicht – weil ich vertraute. Ich stellte es nicht infrage. Ich ließ Mutter Natur ihren Weg gehen – und sie ging ihn mit Klarheit, mit Kraft, mit Liebe.

In unserer modernen Welt neigen wir dazu, dem Körper zu misstrauen. Wir zweifeln an seiner Fähigkeit zu heilen, sich selbst zu regulieren, Widerstand zu leisten. Dabei tut er genau das – seit Jahrtausenden: leben, atmen, reparieren, ausgleichen.

Doch dieses Vertrauen – in unseren Körper, in die Natur, in unsere Tiere – dürfen wir wiederentdecken. Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt. In kleinen Momenten der Achtsamkeit. Im liebevollen Beobachten. Im bewussten Nicht-Eingreifen.

Unsere Hunde sind längst keine wilden Wölfe mehr. Sie haben sich über Generationen an unser Leben angepasst – sie leben in Häusern, schlafen auf Sofas, essen aus Näpfen. Und doch tragen sie etwas in sich, das keine Erziehung, keine Zivilisation ausgelöscht hat: ihre Instinkte.

Sie wissen noch immer, was ihnen guttut. Sie spüren, wann sie Ruhe brauchen, wann Nähe heilt, wann Rückzug wichtig ist. Sie hören auf sich – ohne Angst, ohne Zweifel.
Wenn man sie lässt, zeigen sie uns, wie klar dieses innere Wissen ist.

Ein Hund frisst Gras – nicht aus Langeweile, sondern um seinen Magen zu entlasten. Er wählt genau die Halme, die er braucht, und lässt andere stehen. Oder er leckt an Erde, kaut auf bestimmten Kräutern, nimmt instinktiv das auf, was seinem Körper fehlt.

Und wir?
Wir ziehen ihn weiter, sagen: „Nein, das darfst du nicht.“ Nicht aus Böswilligkeit – sondern aus Sorge. Weil wir gegoogelt haben, was das bedeuten könnte. Weil wir verunsichert sind.

Oder der Hund lahmt plötzlich. Panik macht sich breit: Was hat er? Muss ich zum Tierarzt? Ist es etwas Ernstes?
Und ja – manchmal ist eine schnelle tierärztliche Einschätzung wichtig. Aber manchmal hat sich der Hund einfach nur vertreten. Dann braucht es nur: Ruhe. Zeit. Vertrauen.

Unsere Tiere sind verbunden mit sich selbst. Wenn wir ihnen Raum geben, zeigen sie uns, was sie brauchen. Nicht mit Worten – sondern durch Körpersprache, Verhalten, Energie.

Und manchmal, wenn ein Hund „ungehorsam“ wirkt, ist es kein Trotz. Vielleicht ist er verunsichert. Vielleicht spürt er Spannungen, die wir selbst gar nicht wahrnehmen. Vielleicht braucht er uns – nicht als strenge Führer, sondern als ruhige, präsente Begleiter.

Unsere Tiere erinnern uns daran, dass das Leben nicht immer durchdacht sein muss. Nicht perfekt. Nicht bis ins letzte Detail geplant.
Sondern: lebendig. Natürlich. Echt.

Sie erinnern uns daran, zu vertrauen – der Natur, dem Moment, uns selbst.
Und vielleicht, wenn wir ihnen wirklich zuhören, erinnern wir uns auch an etwas in uns, das wir längst vergessen haben:
Dass auch wir einmal wussten, wie sich Vertrauen anfühlt. Ganz ohne Worte.

Wir bekommen nicht die Tiere, die wir wollen – sondern die, die wir brauchen

Ich glaube inzwischen fest daran: Unsere Tiere sind keine Zufälle. Sie begegnen uns nicht einfach so. Oft suchen wir uns ein Tier aus – aber noch öfter findet es uns. Und in vielen Fällen bringt es genau die Themen mit, die wir selbst nicht anschauen wollen.

Ein scheinbar schwieriger Hund, der nicht hört, nicht folgt, Grenzen ignoriert – er zwingt uns vielleicht dazu, selbst Grenzen zu setzen. Nicht nur ihm gegenüber, sondern auch uns selbst und anderen Menschen. Er zeigt uns, wo wir noch unsicher sind, wo wir uns selbst nicht ernst nehmen. Und ja, das ist unbequem. Aber unglaublich heilsam.

Ein ängstlicher Hund kann uns beibringen, mitfühlend zu sein, Geduld zu haben, Sicherheit zu geben – und dabei selbst innerlich ruhig zu bleiben. Denn unsere Aufregung überträgt sich auf ihn. Wenn wir lernen, bei uns zu bleiben, profitiert er – und wir wachsen daran.

Ein kranker Hund wiederum bringt uns in Kontakt mit unserer eigenen Endlichkeit. Mit Fürsorge, mit Verantwortung, mit echter Hingabe. Er lehrt uns, dass Kontrolle keine Garantie ist – und dass Liebe manchmal bedeutet, einfach da zu sein, auch wenn man nichts mehr tun kann.

Ich habe über die Jahre so viele Geschichten gehört – von Haltern, die mit ihrem Tier an ihre Grenzen kamen, und von Haltern, die durch ihr Tier über sich hinausgewachsen sind.

Da war zum Beispiel eine Frau mit einem stark reaktiven Hund, der bei jeder Begegnung mit Artgenossen ausflippte. Sie selbst war sehr zurückhaltend, konfliktscheu, vermied Konfrontationen wo immer es ging. Doch dieser Hund zwang sie, Stellung zu beziehen. Laut zu werden. Grenzen zu ziehen. Sie sagte mir später: „Mein Hund hat mir beigebracht, für mich einzustehen. Nicht nur bei ihm – sondern endlich auch in meinem Leben.“

Oder der Mann, dessen Hund nach einer OP inkontinent wurde. Es war anstrengend, peinlich, mühsam. Aber der Hund blieb liebevoll, geduldig, voller Vertrauen. Und der Mann, der sonst immer perfekt und kontrolliert sein wollte, lernte, loszulassen. Weich zu werden. Helfen zu dürfen, ohne etwas zurückzuerwarten.

Unsere Tiere leben im Moment. Sie denken nicht an gestern. Sie sorgen sich nicht um morgen. Sie spüren, was jetzt ist – und reagieren darauf. Und genau das fordern sie auch von uns.

Wenn wir in der Vergangenheit hängen bleiben – sei es durch Trauer, durch alte Erfahrungen, durch Ängste, die wir mit früheren Tieren erlebt haben – projizieren wir diese auf unsere heutigen Tiere. Ein Husten erinnert uns an die letzte schwere Erkrankung. Ein bisschen Durchfall lässt uns innerlich panisch werden. Ein Lahmen weckt alte Sorgen. Und so erlebt der neue Hund nicht sein eigenes Leben – sondern trägt die Schatten eines früheren Tieres.

Doch das ist nicht fair. Und es ist auch nicht hilfreich.

Unsere Tiere wollen uns, nicht unsere Geschichten. Sie fordern uns auf, wieder ins Jetzt zu kommen. Wieder zu vertrauen. In sie. In uns selbst. In die Natur.

Vertrauen bedeutet nicht, alles schönzureden oder Risiken zu ignorieren. Es bedeutet, bewusst hinzuschauen – und trotzdem nicht in Angst zu versinken. Es heißt, die Kraft des Lebens anzuerkennen. Die Intelligenz des Körpers. Die Weisheit der Natur. Und die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier.

Tiere sind keine Zufallsbekanntschaften. Sie sind Begleiter. Spiegel. Lehrer. Und manchmal auch Heiler.

Wenn wir bereit sind, hinzuhören – und loszulassen, was uns im Weg steht – dann können sie uns Dinge zeigen, die kein Mensch uns je beibringen könnte.

Was ich dir mit diesem Text mitgeben möchte

Ich teile all diese Gedanken nicht, weil ich glaube, es besser zu wissen. Sondern weil ich aus meinen eigenen Erfahrungen gelernt habe – manchmal leise, manchmal schmerzhaft, manchmal voller Staunen. Vielleicht erkennst du dich in dem einen oder anderen Gedanken wieder. Vielleicht ist dir manches fremd oder sogar zu weit weg. Und das ist vollkommen in Ordnung. Jeder Mensch steht an einem anderen Punkt, jeder geht seinen eigenen Weg, in seinem eigenen Tempo.

Vielleicht – und das wünsche ich mir – schenkt dir dieser Text einfach einen kleinen Moment der Ruhe. Einen Atemzug, in dem du nach innen spüren darfst. Wie denkst du über bestimmte Dinge? Was fühlst du dabei? Und wo liegt gerade deine Aufmerksamkeit?

Denn eines habe ich über die Jahre gelernt: Es sind nicht „die Geister“, die wir rufen, die unser Leben bestimmen – es sind unsere Gedanken. Unsere innersten Überzeugungen. Unsere innere Haltung. Die Energie, mit der wir in die Welt gehen.

Und das Schöne ist: Wir können all das verändern. Nicht alles auf einmal. Aber Schritt für Schritt. In kleinen Entscheidungen. In neuen Blickwinkeln. In einem bewussteren Umgang mit uns selbst – und mit den Wesen, die uns begleiten.

Jeder Tag bietet uns die Möglichkeit, neue Gedanken zu wählen. Neue Wege zu entdecken. Und ein Stück mehr bei uns selbst anzukommen. Nicht perfekt, aber echt.

Vielleicht ist heute ein solcher Tag.

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